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Die Liebe ist kompliziert - oder nicht?

Die Liebe ist kompliziert – oder nicht?

 

Fühlen von Scham und Schuld halten uns klein, und nehmen  wir die Skala des Bewusstseins (Map of Consciousness)  nach Dr. David Hawkins zur Hand (und freilich weiß ich d’rum, dass es auch hier ihre Kritiker gibt – doch wo gibt es jene nicht?), liegt Ärger deutlich über Scham und Schuld und 

ist bedingt „vorteilhafter“. Wahres Lieben jedoch kallibriert deutlich höher.

 

Während es womöglich eine unzulässige Verallgemeinerung ist, suchen wir sie alle, in welcher Form auch immer. Einige finden sie, verlieren sie jedoch wieder, andere finden sie, können jene aber nie ausleben, weil sie sich nicht trauen, oder die Rahmenbedingungen es nicht erlauben oder weil deren „Liebe“ keine Erwiderung findet … und dann gibt es jene, die sie finden und halten können – wie viele es sind, vermag ich nicht zu schätzen.

Wer erinnert sich noch an den Film „La La Land“?

Immerhin soll dieser Musicalfilm mit Emma Stone und Ryan Gosling in der Filmpreissaison 2016/17 200 Auszeichnungen erhalten haben und mit 7 gewonnenen Preisen bei den Golden Globe Awards 2017 einen Rekord aufgestellt haben. Das „Kernlied“ des Filmes „City of Stars“ allein hat 7 Awards als „Best Song“ oder „Best Original Song“ gewonnen, und stand im Kern stellvertretend für die von mir den Film hindurch gefühlte Sentimentalität.

Es besingt die Liebe

„It’s love

yes, all we’re looking for is love from someone else“

„a rat-tat-tat on my heart…

Think I want it to stay“

Doch letztlich passiert das Leben und die Protagonisten „müssen“ getrennten Wegen folgen …

Am Ende des Filmes kommt es zu einem unerwarteten Wiedersehen und es wird klar, dass das tiefe Empfinden füreinander nie verloschen war – tragisch schön, doch kein „Happy End“ im klassischen Sinne ...

Einfach „Wahre Liebe“, doch mit ihrem Kernproblem gepaart, dass das Universum die Dinge oft ganz anders vorsieht, als wir sie uns ausmalen ... und Sie, liebe Leser, werden es ahnen: zu dem Zeitpunkt war ich mit einem Menschen in der Vorstellung, den ich als Mensch wohl mehr als jeden anderen außerhalb familiärer Bande geliebt habe und liebe, doch auch hier das Universum am Ende ganz andere Pläne hatte.

Sind wir „letztlich dem Universum egal“ ist eine Frage, die da aufkommen mag, und wir hadern oft mit unserem Schicksal, doch wie heißt es so schön: „es ist besser geliebt und verloren zu haben, als niemals geliebt zu haben“.

Liebe ist kompliziert.

Nicht zuletzt beschreibt der Begriff unterschiedliche Zustände, sie hat unterschiedliche Sprachen, wird unterschiedlich kommuniziert und verstanden.

Der eine mag lieben, sich aber nie geliebt fühlen, selbst wenn von Herzen geschehen. Die Nächste mag lieben doch ihre Liebe aber nie erwidert finden... und manche lieben und wissen „umeinander’s“ Liebe einfach nicht.

Nehmen wir hinzu die fünf Sprachen der Liebe n. Chapman:

 

Ausdruck von Liebe über:

1 • Lob und Anerkennung

2 • Zweisamkeit – die Zeit nur für euch

3 • Geschenke, die von Herzen kommen

4 • Hilfsbereitschaft

5 • Zärtlichkeit

Finden sich nun 2, die eine völlig andere Beziehungssprache haben, kann das so richtig nach hinten losgehen …

Nehmen wir beispielsweise an, für den einen ist Sex eine der Primärsprachen doch für den anderen hat jener nicht ganz denselben Stellenwert … dann wird ggf. das Ausbleiben von Sex als Liebesentzug gefühlt und bereitet den Boden für weiteres Unheil … – ein Drama, wenn es als solcher gar nicht gemeint, aber am Ende so verstanden ist. Weiß man darum nicht, passieren viele Dinge, die sich über die Zeit aufaddieren und Liebesbeziehungen scheitern lassen können.

Es gibt mindestens ebenso viele verschiedene Gründe, warum wir uns Partner welchen Geschlechtes auch immer aussuchen, viele davon in vielen Fällen unserem Bewusstsein nicht zugänglich bzw. offensichtlich.

Die Empfehlung gleich von Anfang einer Beziehung an in die Paartherapie zu gehen, um allen Eventualitäten bereits im Vorfeld zu begegnen und Stück für Stück auftauchende Probleme gleich zu beheben, bevor sie sich über die Zeit einfach nicht mehr aus dem Wege räumen lassen, scheint da nur ein logischer Schluss. Auch eine Persönlichkeits- und Kompatibilitätsanalyse vorweg scheint gar nicht so unklug. Am Ende lässt sich dann zumindest nicht behaupten, man hätte das alles nicht gewusst.

Doch an erster Stelle muss bzw. darf vermutlich der innere Kampf zwischen Liebe und Selbstliebe gewonnen sein, denn lieben bzw. schätzen wir uns selbst nicht hinreichend, werden wir diese Lücke wohl nie durch einen anderen gefüllt bekommen … ganz egal, wie viel an Fühlen jener für einen in sich trägt – wir werden es nicht erkennen können bzw. zu fühlen vermögen.

Und am Ende bleibt da noch eine Instanz, die es näher zu betrachten gilt:

Die Kongruenz unserer Gedanken … die zu Worten und ggf. Taten werden können, aber nicht müssen, doch unabhängig vom letzteren ggf. doch ihre Auswirkung in der Wirklichkeit entfalten.

Und dies führt mich zu eingangs erwähntem „Projekt“. In den vergangenen Monaten habe ich mir verstärkt (bewusst) Gedanken darum gemacht, wie sehr Gedanken unsere Wirklichkeit beeinflussen – und dabei meine ich nicht, ob ein Gedanke bewusst in die Tat umgesetzt wird, sondern ob andere Wesen meine Gedanken wahrnehmen, die ich faktisch niemals ausgesprochen habe … und wenn „ja“ … wie sehr verändert es deren und meine Wirklichkeit, wenn jene die Gedanken wahrnehmen und reaktiv darauf zu handeln beginnen, selbst nie ins Bewusstsein vorgedrungen?

Und wenn dem so sein könnt, sein sollt oder so ist … wie viel Macht zur Beeinflussung der Wirklichkeit im Außen (also nicht nur in unserem gedachten Inneren) haben die unkontrollierten Gedanken in uns, die gefühlt aus dem „Nichts“ entstehen und außerhalb unserer bewussten Steuerung ihr Unwesen zu treiben scheinen. Wenn wir also jemanden lieben, aber in unserem Unbewussten Programme laufen haben, die an ewige Liebe einfach nicht glauben oder „meinen“, dass etwas nicht einfach gut sein darf … müssen jene vielleicht gar nicht in unserem Handeln aktiv werden, sondern im Rahmen des „kollektiven Unbewussten“ einfach nur unbewusst vom anderen wahrgenommen werden, um dann wieder Gedanken in jenen zu erzeugen, die womöglich ins Fühlen und infolge Handeln kommen.

Wer mag, kann hierzu gerne auch folgende Ausführungen lesen:

https://www.wmn.de/health/psychologie/dr-emoto-experiment-saetze-niemals-sagen-r-id24645

Ich jedenfalls habe es mir aufgrund aller Erlebnisse dieses Jahres inklusive verletzten Egos sowie aus Liebe, Rücknahme des Selbst zum Schutze des Anderen zur Aufgabe gemacht, mich intensiver mit der Kongruenz meiner Gedanken zu befassen … und eines Tages soll die „Kontrolle“ hierüber bestenfalls Einfluss nehmen auf die Art und Weise, wie ich gedenke therapeutisch zu arbeiten.

Sie als Leser werden mit als die Ersten von den (Weiter-)Entwicklungen erfahren. „The Proof is in the Pudding“ (Meister Doo Wei) oder aber: „in der Umsetzung will es sich beweisen“ – erster Schritt dabei liegt im Erlernen des „Flüsterns“ – weitere folgen.

 

von Dr. med. Harald Lemke, praxislemke@googlemail.com